Unfall im GBT: Haftung liegt wohl bei SBB Cargo

Am 10. August 2023 kam es im Gotthard Basistunnel bei der Multifunktionsstelle Faido zur Entgleisung eines Güterzuges mit hohen Sachschäden an der Infrastruktur des Tunnels.

Seit Mittwoch 23. August Mitternacht ist die Oströhre des GBT im Einspurbetrieb wieder für Güterzüge nutzbar.

Das aktuelle Konzept sieht so aus:
Jeweils 4 Güterzüge werden vor den Tunnelportalen bereitgestellt und dann im Blockabstand in die Oströhre eingelassen.
Nachdem der letzte Zug den Tunnel verlassen hat, geschieht dasselbe in der Gegenrichtung.
Die Kapazität erreicht so maximal 100 Güterzüge pro Tag.
30 zusätzliche Züge, welche keine Wagen mit 4m Eckhöhe im Zugsverband haben und für die Zughakenlast genügend motorisiert sind, können über die Gotthard-Bergstrecke umgeleitet werden.

Themenbild Umgeleiteter Güterzug auf Talfahrt bei Getzigen.

Beim Unglückszug handelt es sich um eine deutsche Zugskomposition, welche in Doppeltraktion durch die Lokomotiven 185 104 und 185 110 der DB gezogen wurde.
Von den zehn unbeschädigten Wagen des ersten Zugteils sind acht in Deutschland registriert.

Themenbild Der vordere Zugteil mit den beiden BR 185 der DB ist im Bahhof Erstfeld abgestellt.

Eigentlich ist die Haftungsfrage klar: Für den Unfall dürfte SBB Cargo haften.
Gemäss geltendem Haftrecht ist der Frachtführer für den Zug verantwortlich und das war beim Unfallzug SBB Cargo.
Die Wagen wurden vor der Abfahrt im Rangierbahnhof Smistamento in Chiasso durch Mitarbeiter von SBB kontrolliert und deshalb haftet diese wohl.

Die SBB wollten dieses Haftrecht schon länger ändern, erhielten aber im Parlament kein Gehör.
Die Wagenhalter hatten wirksam dagegen lobbyiert.

Eine Änderung wäre allerdings sinnvoll, weil dann die Wagenhalter die Kontroll- und Pflegequalität erhöhen müssten.
Mit dem geltenden Haftrecht liegt die Haftung auch bei schlechter Wartung und Kontrolle der Wagen nicht bei ihnen.

Die Räumungsarbeiten sind in der Weströhre des GBT im Gange.
Die zerstörten Wagen müssen vor Ort zerlegt und verladen werden.
Räumung, Reinigung und die Reparatur der Tunnelröhre werden bis ins Frühjahr 2024 dauern.

Eine erfreuliche Nachricht allerdings gibt es: Der Chef von Vigier Rail in Müntschemier (BE) verspricht die rechtzeitige Lieferung der zu ersetzenden rund 20'000 Betonschwellen.

Auf der Gotthard-Bergstrecke scheint sich der Verkehr inzwischen eingependelt zu haben.
Personenzüge in Richtung Süden verkehren ab Erstfeld in der Fortsetzung der Zufahrtszeiten der GBT-Einfahrt.
Die Züge von Süden erreichen Erstfeld um etwa 50 Minuten verschoben.

Themenbild Die Bergstrecke lebt wieder!.
Themenbild Personenzüge bei Getzigen.
Themenbild Begegnung von Regelzug und Umleitung.