Bei der Planung der Gotthardbahn wurde vorgesehen, dass die Bergstrecke zwischen Erstfeld und Biasca zweispurig zu bauen sei. Alle Zufahrtslinien im Norden und im Süden sollten einspurig erstellt werden.
Die Planung der 12 km langen Zufahrtslinie am Axen, zwischen den Stationen Brunnen und Flüelen, stellte an die Ingenieure eine grosse Herausforderung dar, denn die Felswände des Frohnalpstocks und des Rophaien fallen teilweise senkrecht in den Urnersee ab und liessen den Planern nur die Lösung mittels Tunnels.
Unterbrochen werden die grossen Felspartien durch das Riemenstaldertal, auf dessen Bachdelta das idyllische Dorf Sisikon
steht, welches eine Bahnstation erhielt.
Auf dem 5855 m langen Abschnitt Brunnen Sisikon waren für die Lösung 5 Tunnels von insgesamt 2882 m Länge notwendig.
Das 5915 m lange Teilstück zwischen Sisikon und Flüelen benötigte ebenfalls 5 Tunnels von insgesamt 2515 m Länge. Hinzu kam die grosse Brücke beim Gumpischbach.
Auf dem ganzen Abschnitt waren auch etliche Kurzbrücken für Bachdurchlässe notwendig, sowie viele Stützwerke und Steinschlag-Verbauungen.
Im Abschnitt Sisikon Brunnen kamen noch zwei Barrierenübergänge für die Axenstrasse hinzu.

Der Ausbruch der Tunnel am Axen war eine äusserst mühevolle Arbeit, denn sie wurde grösstenteils in Handarbeit geleistet.

In Brunnen verliess die ursprüngliche Linienführung die Station auf einem tieferen Niveau
als heute und führte durch den kurzen Morschacher-Tunnel zum ehemaligen Hotel
Mythenstein,
wo ursprünglich sogar eine Haltestelle geplant war. (Der alte Morschachertunnel wird heute von diversen KMUs genutzt, die ehemalige Trasse in Richtung Franziskus mit dem Kurztunnel dient heute als Spazierweg.)
Von der Hotelterrasse des Mythenstein führte eine Passerelle über die Bahnline an die Seepromenade.

Das Stationsgebäude Brunnen stand damals auf freiem Feld und umfasste ein Norm-Aufnahmegebäude mit separatem Abort und einteiligem Güterschuppen.

![]() Ausfahrt aus dem Morschachertunnel mit dem Hotel Mythenstein und seiner Passerelle |
![]() Steinschlaggalerie im Anschluss an den kurzen Tunnel hinter dem Hotel Mythenstein, oben ein Tunnel der Axenstrasse |
![]() Beim Franziskus, mit dem Portal des gleichnamigen Tunnels |
![]() Portal des Frohnalp-Tunnels, im Rücken des Fotografen überquerte die Axenstrasse die Bahnlinie |
![]() Das südliche Portal des Frohnalptunnels bei Sisikon. Im Rücken des Fotografen befand sich der zweite Bahnübergang der Axenstrasse. |
![]() Das Dorf Sisikon von der Axenstrasse aus, mit der neu erstellten Bahnlinie |


Dieser wurde mit der einzigen langen Brücke überquert.
Nach der 48 m langen Gumpischbachbrücke führt die Linie hinter der Tellskapelle vorbei durch den kurzen Tellsplattentunnel und und mündet dann in den 1128 m langen Axenbergtunnel, welchen sie beim Grunonbach in Flüelen wieder verlässt.
![]() Beim Gruonbach durchfährt die Linie den 100 m langen Sulzecktunnel und unterfährt dann in einer Galerie den Gruonbach. |
![]() In einem Kenel wurde der berüchtigte Gruonbach über die Bahnlinie hinweggeführt. Die Brücke gehört zur Axenstrasse. |

Der Ausbau auf Doppelspur 1940 - 1946
Bereits im Verlaufe der 1890er Jahre wurden die Zufahrten nördlich von Brunnen auf zwei Geleise ausgebaut. Gleichzeitig wurde auch die aus finanziellen Gründen zurückgestellte Zugerlinie (Arth-Goldau Zug) einspurig erstellt.
Übrig blieb auf der nördlichen Zufahrt zum Gotthard das einspurige Nadelöhr am Axen.
Ende der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts begann dann endlich auch die Planung des Ausbaus dieses Abschnittes.
Entlang der Seelinie war an den meisten Stellen kein Platz für eine Trasse-Verbreiterung. Aus diesem Grunde musste das zweite Gleis grösstenteils in den Berg verlegt werden.

Baubeginn für den Abschnitt Sisikon Flüelen war am 1. März 1940, und die Inbetriebnahme der Doppelspur erfolgte per 1. März 1943.
Dieser Abschnitt mit 5420 m Länge unfasst zwei Tunnels von insgesamt 3473 m Länge.
Die offene Linienführung hat eine Länge von 1947 m.
Der Minimalradius beträgt 300 m bei einer maximalen Steigung von 9 .
- Die grössten Objekte sind:
- der Stutzeck-Axenbergtunnel mit 3375 m Länge,
- die Gruonbachgalerie mit 98 m
- neues Bahnhofsgebäude in Flüelen.
Der Kostenvoranschlag hierfür betrug 10'070'000 Franken.
Die neue Linie von Brunnen bis Sisikon ist 5799 m lang und umfasste 2 Tunnels von 4165 m Länge.
Baubeginn für diesen Abschnitt war am 1. Oktober 1944, und per 1. Oktober 1948 erfolgte die Inbetriebnahme der Doppelspur.
Dieser Abschnitt mit 5420 m Länge umfasst zwei neue Tunnels von insgesamt 3473 m Länge.
Die Anpassungen der Linienführung der alten Strecke ergaben eine neue Streckenlänge von 5841 m, wovon 3274 m in Tunneln liegen.
Auf eine Länge von 1634 m erfolgt offene Linienführung.
Der Minimalradius beträgt 360 m bei einer maximalen Steigung von 12 .
- Die grössten Objekte sind:
- Ausbau des Bahnhofs Brunnen mit Bau eines Zwischenperrons, zwei Unterführungen und Ausbau des Bahnhofplatzes
- Bau einer Strassenüberführung von 86 m Länge und mit 10 Bogen, nördlich des Bahnhofs.
- Neuer Morschachertunnel (1372 m, davon 430 m Doppelspurig)
- Strassenüberführung der Axenstrasse im "Dorni" und Aufhebung der beiden Bahnübergänge
Der Kostenvoranschlag für diesen Abschnitt betrug 18'940'000 Franken.



Ausbau der Berglinie 2008 - 2009
In Hinblick auf die NEAT, wurde das Berggleis (100er-Gleis) 2008-2009 auf eine Eckhöhe von 4 m ausgeweitet.
Damals wurde auch das Seegleis (200er Gleis) stillgelegt und einige der alten Tunnels saniert.
Bei einigen hatte sich auf Grund des Bergdrucks der Tunnelboden stellenweise gehoben und musste abgefräst werden.
Weshalb man diese damals nur wieder auf die Eckhöhe von 3.80 m bereinigt - nach dem Sprachgebrauch der SBB - "notsaniert" - und nicht gleich auch auf die Eckhöhe von 4 m angepasst hat, bleibt wohl eines der vielen unverständlichen SBB- Rätsel.
![]() Die Gruonbachgalerie während der Sanierungsphase 2008-09. Das Berggleis ist in Betrieb, die Tunnelröhre des Seegleises dient als Zufahrt für Lastwagen. |
![]() Der "neue" Axenfelstunnel ist in Betrieb, während die Seelinie hinter der Abschrankung für die Erneuerung stillgelegt ist. |
Fit machen für die NEAT 2017 - 2019
Im Zeitraum 2016 bis 2020 erfolgt nun die 2009 unterlassene Instandstellung der Seelinie. Gleichzeitig wird sie auf das Lichtraumprofil von 4 m angepasst.
Wie bereits bei der Sanierung der bergseitigen Linie, ergibt sich auch hier die Problematik, dass während der Bauzeit für den Bahnverkehr nur ein Gleis zur Verfügung steht.
Um diesen Einpsurabschnitt zu verkürzen, wurde in drei Abschnitten gearbeit.

Grafik: SBB
In einem ersten Schritt wurde der Abschnitt zwischen Brunnen und Sisikon saniert.
Seit November 2018 wird nun der Abschnitt Sisikon Flüelen einspurig betrieben und auf den neusten Stand gebracht mit dem Ziel, eine Sanierung für die nächsten 50 Jahre zu erhalten.


Gesamtprojektleiter Mattia Bianchi
Am 15. Juni 2019 präsentierte der Gesamtprojektleiter Mattia Bianchi den aktuellen Stand der Arbeiten.
Nach dem Ausräumen der Tunnels wird in einem ersten Schritt das Planum maschinell abgetieft, um die Eckhöhe von 4 m erreichen zu können.
Anschliessend werden die Tunnelwände auf etwa halber Höhe mit Eisenträgern an den Fels gesichert.
In einem nächsten Arbeitsschritt wird der untere Teil des alten Gewölbes entfernt, um die
neue Entwässerung an der Tunnelwand anzubringen und anschliessend die Mauerung der Wand im vorgegebenen Profil zu erstellen.
Diese umfasst auch ein neues Fundament mit integrierter Entwässerung und neuen Kabelkanälen.
Gleichzeitig wird dieses Fundament auf der einen Seite auch als Notweg aus dem Tunnel ausgebaut, welcher später mit einem beleuchtbaren Handlauf versehen ist.

Grafik: SBB
Sind diese Arbeitsschritte vollendet, wird das ganze Gewölbe mit Spritzbeton verstärkt.

Sind die Arbeiten abgeschlossen, wird der Oberbau erstellt und die Geleise verlegt.
Die längeren Tunnels erhalten dabei eine feste Fahrbahn. Die Kurzen und die Strecken im Freien werden mit einem koventionellen Schotterbett ausgerüstet.
Als letzte Arbeit wird dann die Bahntechnik eingebaut werden.

Grafik: SBB
Neben der Streckensanierung müssen auch 24 Durchlässe und 16 Brücken erneuert, sowie 94 Stützbauwerke und Steinschlag-Galerien überholt und ergänzt werden.

Grafik: SBB
Nach Aussage von Herr Bianchi sind die Arbteiten im Zeitplan.
Zahlen und Fakten
Dauer: | 2017 - Dezember 2019 |
Betoneinbau: | 32'000 m³ = 80'000 t |
Schotter: | 26'000 m³ = 42'000 t |
Ausbruchmaterial: | 60'000 m³ = 120'000 t |
Schienen: | 18'660 m Gesamtlänge |
Schwellen: | 5'700 Stück im Schotterbereich |
13'500 Beton-Blöcke bei fester Fahrbahn | |
Stromschienen: | 5'600 m totale Länge |
Einbau Spurwechsel: | 3 provisorische Bauweichen |
Arbeitsstunden Baumeister: | 250'000 Mannstunden |
Mitarbeiter bei Baumeister: | ca. 70 |
Gesamt-Kosten: | 120 Millionen Franken |