An einem Medienanlass in Cadenazzo am 2. August 2018 orientierten - der von seiner Auszeit zurückgekehrte - CEO Andreas Meyer und der Leiter von SBB-Cargo, Nicolas Perrin zu aktuellen Themen und machten unter dem Titel „Ceneri 2020“ einen Ausblick in die Zeit nach der Eröffnung des Ceneri-Basistunnels.

Die Ausführungen des SBB-CEOs brachten nichts grundsätzlich Neues.
Man ist zufrieden mit der aktuellen Lage.
Dank des „Sommerfahrplans“ sei auch die Lage im Bereich der Grossbaustellen im grünen Bereich.
Wegen der guten Vorinformation durch die SBB brächten die Kunden grösstenteils viel Verständnis für die Behinderungen auf.
Noch nie habe die SBB auf ihrem Netz so viel Unterhalt in so wenig Zeit geleistet, wie auf den aktuellen 30 Grossbaustellen.
Trotzdem wollen die SBB schritterweise bessere Entschädigungsregeln einführen, beispielweise für Ausfälle oder grosse Verspätungen von Zügen.
Deshalb laufe parallel zum Sommerfahrplan der Pilotversuch zur Entschädigung der Kunden für Verspätungen (wegen der Bauarbeiten zwischen Lausanne und Puidoux-Chexbres).
Etwas konkreter wurden die Informationen in Hinblick auf Ceneri 2020.
Nach Meier bedarf es allerdings noch grosser Anstrengungen, um das Ziel zu erreichen:
Verbesserung des Angebots für die Kunden im Güter- und Personenverkehr auf der NEAT.
Dazu verhelfen soll generell:
- Die Fertigstellung des Ceneri-Basistunnels
- der Ausbau des Doppelspurabschnitts am Zugersee bei Walchwil
- die Verbesserung der internationalen Zusammenarbeit zwischen den Niederlanden, Deutschland, Italien und der Schweiz.
- Schliessen der Lücke bei Emmerich (NL)
- Sprachlösung mit den Niederlanden finden
- Ausbau der Rheintalbahn in Deutschland
- Nivellierung ETCS über die ganze Strecke
- Verbesserung der Zusammenarbeit (auch mit der SNCF) bei längeren ausserordentlichen Unterbrüchen der Hauptlinien [Rastatt].
- Internationale Fahrplan-Harmonisierung Nord-Süd
(Die SBB sieht sich hier als Initiator und Motor) - Stabilisierung des Fahrplans

im Personenverkehr
- Landesintern neue und bessere Angebote Zürich – Mailand
- Einführung RABe 501 (Giruno) als Haupttraktion
- Halbstundentakt
- max. Reisezeit 3 Stunden
- Beschleunigung des Verkehrs durch die Vermeidung von Aufenthalten (Zoll)
"Metro Ticino"
- Verbesserung des inner-tessinischen Angebotes Locarno – Lugano – Chiasso
- max. Fahrzeit Locarno – Lugano 30 Minuten
- Halbstundentakt zwischen Lugano, Locarno, Bellinzona
Die Ausführungen von Nicolas Perrin zur Chance Ceneri 2020 wurden dann konkreter und enthielten auch Überraschungen.
Er nannte als Ziele im Güterverkehr:
Mehr Kapazität, Stabilität und Effizienz
Kapazität der NEAT
- Kapazität der NEAT von 210 Güterzügen täglich (aktuell ~ 120) auf bis 260 Züge erhöhen
- Ausbau auf 4m Eckhöhe (bereits im Gange)
- maximale Zuglängen von heute 520 – 650 Meter auf bis zu 750 Meter erhöhen
- Maximal-Gewicht der Züge auf von heute 1600 t auf 2000 Tonnen anheben
Anmerkung:
Die Frage, mit welcher vorhandenen Traktion man die 2000 t-Züge über die Steigung von 12,5 ‰ im Ceneri-Basistunnel ziehen will, konnte/wollte niemand beantworten.
Mit nur einer Lok wie für den GBT gerühmt, dürfte dies doch wohl nicht zu bewerkstelligen sein. Rückkehr zur guten alten Doppeltraktion? - Ausbau der südlichen Terminals in Oberitalien (Chiasso Smistamento, Brescia) und in der Schweiz (Cadenazzo)
- Im schweizerischen Rahmen des Güterverkehrs nochmalige Begutachtung der Verladepunkte für den Einzel-Wagenladungsverkehr
Ziel: Reduktion von heute 300 auf die effektivsten 150 Punkte
Im System-WLV und im Kobinierten Verkehr entwickeln sich die Zahlen der SBB sehr gut, weshalb SBB-Cargo hier besonders innovativ sein will.

Die wichtigsten Neuerungen sind die „personaloptimierten“ Arbeitsabläufe.
Eine (in Personalunion: der Lokführer), allenfalls zwei Personen erbringen die gesamte Arbeitsleistung bei der Erstellung eines Güterzuges.
Hierzu beitragen soll die Einführung der automatischen Bremsprobe.

Grafik: SBB
Zur Zeit sind die SBB hier in einer Testphase.
So ist vorgesehen, 100 Container-Tragwagen des Typs Sgnss und 50 Taschenwagen für Auflieger entsprechend um- und auszurüsten.

![]() Zusätzliche Teile am Sgnss |
![]() Batterie- und Elektronikbox |


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Steuergerät für die automatische Bremsprobe mit Anzeige (hier nur 1 Wagen = 1 Zeile) |
Eher wie eine Spielerei mutet die Idee an, die Ladungs- und Wagenkontrolle zukünftig mit Hilfe von Drohnen vorzunehmen.
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Spielerei oder Innovation?, das ist hier die Frage. |
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Am Meisten verblüffte allerdings die Meldung, dass SBB-Cargo zur Zeit, um auch das Kuppeln der Wagen zu beschleunigen, in Zusammenarbeit mit einem Hersteller, eine adaptierte Version einer automatischen Standardkupplung testet. Ein Augenschein in der Hauptwerkstätte in Bellinzona bestätigte:
Um problemlos auch Wagen mit Schraubenkupplung anhängen zu können, besitzt der Kupplungskopf einen motorisierten Klappmechanismus, welcher beim Hochklappen den unten montierten Zughaken mit der Schraubenkupplung hochfährt. Detailaufnahmen siehe nächste Meldung. |