Am Rande der EIZ-Ausstellung in Erstfeld vom 9.5.2015 war Erstaunliches zu vernehmen.
Da im August die Zufahrten zum Gotthard-Basistunnel auf ETCS Level 2
umgestellt werden, schulen die SBB zur Zeit die "Gotthard"-Lokführer auf ETCS-L2.
Um die entsprechende Fahrberechtigung zu erlangen müssen
diese ihre Ausbildung mit einer Prüfung abschliessen.
Erstaunlicherweise beinhaltet diese Berechtigung
allerdings nur die Bewilligung für
Fahrten mit ETCS-L2 auf der Gotthardstrecke. Auf anderen mit ETCS-L2
ausgerüsteten Strecken gilt diese Berechtigung nicht!
Die Begründung
lässt sich etwa so zusammenfassen:
Es sind nicht die selben Systeme,
und müssen deshalb anders bedient werden.
Wie weiter zu erfahren war, sind inzwischen mit ETCS-L2 ausgerüstete Fahrzeuge ausdrücklich im Führerstand gekennzeichnet mit dem Hinweis, das Fahrzeug sei Am Gotthard nicht ETCS-L2 tauglich.
Kommentar:
Da staunt der Laie, und der Fachmann kratzt sich verwundert in den Haaren.
Es stellt sich mir die Frage: Wo liegen da die Unterschiede bei ETCS-L2?
Was auf der Lok "rauskommt" müsste doch eigentlich dasselbe sein, egal welche
Firma die Elektrkonik baut.
Wie soll ein E-ropäisches T-raktion
C-ontrol S-ystem funktionieren, wenn nicht einmal die SBB im Stande sind,
das Ganze im eigenen Land zu normieren, respektive auf dem selben Stand
zu halten?
Es wird nun also (für einige Zeit) Lokführer geben, welche zwar sowohl auf der NBS und am
Gotthard streckenkundig wären, aber wegen verschiedener ETCS L2-Ausbildungen
nur noch auf der einen oder anderen Linie einsetzbar sind.
Damit
dürfte sich gerade beim Lokführermangel ein weiteres unerwünschtes
Handicap auftun.
In Zukunft wird also bei Lokführereinsätzen nicht
nur die Frage zu beantworten sein: Bist du streckenkundig?, sondern auch
die Frage: Welche ETCS-L2 darfst du fahren?.
Gleichzeitig wird die
SBB auch einen Trieb-Fahrzeugpark haben, welcher nicht universell
einsetzbar ist.
Ich bin mir durchaus bewusst, dass sich Systeme wie ETCS
weiterentwickeln müssen.
Die Frage ist einfach, in welchem Tempo und
in welchem Umfang solche Updates vorgenommen werden (können).
In der Zwichenzeit ist ein universeller Einsatz von Lokpersonal und Fahrzeugen, auch innerhalb der Divisionen, verunmöglicht.
Oh schöne alte Zeit, wo Rot noch Halt und Grün noch Fahrt war.