Erneut 125 Millionen Franken für den Ausbau am Axen

Seit einigen Tagen liegen auf den Gemeindekanzleien in Brunnen, Morschach, Sisikon und Flüelen je zwei dicke Aktendossiers auf.
Es ist das Plangenehmigungsverfahren für den erneuten Ausbau der seeseitigen SBB-Linie zwischen Brunnen und Flüelen.

Obwohl in den Jahren 2003 und 2004 die Zufahrten zum Gotthard Basistunnel an der von der Bahn zweigleisig befahrenen Axenstrecke zwischen Brunnen und Flüelen bereits einmal umgebaut wurden, müssen sich die SBB erneut mit diesem Streckenabschnitt befassen.
Aus unerklärlichen Gründen haben die SBB damals nämlich nur die bergseitigen, 1942 vollendeten, Tunnels, zwischen Brunnen und Flüelen auf eine Eckhöhe von 4m saniert.
Die "Seelinie" von 1882 wurde 2003 zwar ebenfalls saniert, aber ein Ausbau auf eine Eckhöhe von 4m fand nicht statt.
Die SBB sprechen davon, dass damals die Seelinie nur "notsaniert " worden sei.

Themenbild Bereits 2003/04 wurde die Axenstrecke saniert: links hinter der Abschrankung die Seelinie in "Sanierung".
Der Zug verlässt beim Gruonbach in Flüelen den Axentunnnel von 1946.

Was die Gründe hierfür waren, ist unklar.
Sind die SBB damals etwa fälschlicherweise davon ausgegangen, dass es zusätzlich zum Bau eines gänzlich im Berg liegenden Tunnels kommen würde?
Allerdings war doch bereits 2003 klar absehbar, dass dies, wenn überhaupt, erst in weiter Zukunft geschehen würde, und ein solcher Tunnel bei der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels keinesfalls zur Verfügung stehen würde.
Selbst auf den vorgesehen Termin der Eröffnung des Ceneri-Basistunnel war eine solche Lösung nicht absehbar.

Aktuell stehen die SBB vor der Tatsache, dass sie zum Zeitpunkt der Betriebsaufnahme im Gotthard-Basistunnel nur das "Berggleis" mit Zügen von 4m Eckhöhe werden befahren können.
Zum Problem mit der über längere Zeit nicht nutzbaren Linie Goldau – Zug kommt nun also noch eine jahrelange Einspurstrecke am Axen hinzu.
Der von den SBB verpasste Ausbau ist jetzt aktuell von den SBB terminlich so geplant, dass die Zulaufstrecke zum Gotthard erst Ende 2019 (Eröffnung Ceneri Basistunnel) bereit ist, um den gesamten Verkehr auf der neuen Transitachse übernehmen zu können.

Nun sollen also auf der 11,6 Kilometer langen Seelinie alle neun Tunnels saniert sowie 19 Brücken, Durchlässe und Stützbauwerke angepasst werden.
Um die 4m Eckhöhe zu erreichen, werden in den Tunnels Stromschienen statt Fahrleitungen eingebaut.
Die Tunnelprofile werden erweitert und die Fahrbahn abgesenkt. Die Tunnelgewölbe werden verstärkt und die Widerlager neu aufgebaut oder verstärkt.
Gleichzeitig wird ein neues Funk- und Zugleitungssystem installiert (EMTS Level 2).
Ebenfalls werden die Selbstrettungsmassnahmen verbessert.
Gesamthaft rechnen die SBB mit Baukosten von 124,8 Millionen Franken.
Mit den Vorarbeiten für das Grossprojekt soll im Mai 2016 begonnen werden.
Es ist vorgeshen, im Schichtbetrieb während jeweils fünf Tagen pro Woche zu arbeiten.
Die Arbeiten sollen bis Ende 2019 dauern.

Dies bedeutet, dass die Nordzufahrt zum Gotthard-Basistunnel erst ab diesem Zeitpunkt voll leistungsfähig sein wird.
Die SBB prognostizieren bis dann eine Frequenz-Zunahme von heute 360 Zügen auf 520 Züge pro Tag.
Wie genau solche Prognosen der SBB zutreffen, hat die Verkalkulierung bei den Frequenzen am Lötschberg-Basistunnel gezeigt.

Am Abend des 3. Februar 2015 informierten SBB-Vertreter an einer Orientierungsversammlung in Brunnen die Bevölkerung des Schwyzer-Talbodens.
Die an dieser Versammlung aus den Reihen der Besucher geäusserte Befürchtung, dass wegen den steigenden Frequenzen am Gotthard der regionale Personenverkehr beeinträchtigt werden könnte, entkräftete der SBB-Vertreter Hugo Inglin dahingehend, dass keinerlei Anlass zur Besorgnis bestehe. Der Regionalverkehr in den Kantonen Schwyz und Uri werde nicht zurückgefahren. Der Bahnverkehr könne aufrechterhalten werden.
Für den Talboden von Schwyz mag dies durchaus zutreffen, aber das Nadelöhr Axen könnte durchaus Auswirkungen auf die Anzahl S2 nach Erstfeld und damit nach Uri haben.

Es wäre interessant die Meinung der Urner-Regierung hierzu zu hören.
Ich warte gespannt auf eine entsprechende öffentliche Stellungnahme.