SBB Cargo richtet Lokdepots auch am Gotthard neu aus

In einer Medienmitteilung vom 13. November 2013 stellt SBB Cargo das neue Depot-Konzept vor, welches ab 1. April 2014 auf der Nord-Süd-Achse zum Tragen kommen soll.

Neu sollen die Standorte des Lokpersonals am Gotthard und an Lötschberg/Simplon nach dem Hauptnutzerprinzip zugeordnet werden.
Pro Depot tritt künftig entweder SBB Cargo oder die im Transitverkehr tätige Tochter SBB Cargo International als Arbeitgeberin auf. Damit wollen sich die beiden Unternehmen optimal für die Zeit nach Eröffnung des Gotthard-Basistunnels aufstellen.
Das neue Depotkonzept erlaubt es SBB Cargo International, künftig auch in der Schweiz mit eigenem, schweizerischem Lokpersonal zu fahren. Bis anhin wurde dieses beim Mutterhaus SBB Cargo angemietet.
«Mit der Zuweisung der Lokpersonalstandorte nutzen wir die Chancen des Gotthard-Basistunnels», erklärt Ruedi Büchi, Leiter Produktion SBB Cargo.
«Bereits ab nächstem Jahr kann SBB Cargo International die Produktionskosten pro Zugkilometer in der Schweiz senken und somit die führende Rolle im Schienengütertransit auf der Nord-Süd-Achse durch die Schweiz ausbauen», verdeutlicht Michail Stahlhut, CEO von SBB Cargo International.

Wohlklingende Worte, welche sich in der Wirklichkeit nicht ganz so schön darstellen:
Zur grössten Veränderung kommt es nämlich in Erstfeld:
Das Depotareal geht an SBB-Infrastruktur über und der Lokführer-Standort von SBB Cargo wird nach der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels per 1. Januar 2017 wie geplant aufgehoben.
Somit verliert Erstfeld endgültig die letzten Arbeitsplätze für Lokführer.
Diese sind gezwungen, sich zukünftig einem anderen Standort zuteilen zu lassen. Die Liste reicht von Goldau über den RBL bis nach Basel.
Zwölf der heute noch rund 60 in Erstfeld für SBB Cargo tätigen Lokführer wechseln per 2015 zu SBB Personenverkehr.

Das Depot Bellinzona und mit ihm alle Lokführer wechselt per 1. April 2014 neu zu SBB Cargo International.
Der Lokpersonalstandort in Arth-Goldau bleibt weiterhin bei SBB Cargo und wird erst auf die für Dezember 2019 geplante Eröffnung des Ceneri-Basistunnels auf mögliche Verbesserungen überprüft. Damit können die Erfahrungen aus den ersten Betriebsjahren des Gotthard-Basistunnels genutzt werden.
In Basel wechseln voraussichtlich auf denselben Zeitpunkt rund ein Drittel der Lokführer zu SBB Cargo International.
An den Standorten Chiasso und Brig kommt es aufgrund des neuen Depotkonzeptes zu keinen Veränderungen.

Die in der Medienmitteilung aufgeführten Schlussformulierungen grenzen meines Erachtens an Zynismus.
Weitere Möglichkeiten bieten sich im neuen Erhaltungs- und Interventionszentrum in Erstfeld, das für den Gotthardbasistunnel aufgebaut wird. Dafür wird in den nächsten Jahren schrittweise Personal rekrutiert.
Die SBB ist zuversichtlich, innerhalb der nächsten drei Jahre Lösungen für alle von der Aufhebung betroffenen Lokführer von SBB Cargo anbieten zu können.

Die meisten Lokführer, welche ich kenne, haben seit vielen Jahren Spass an ihrem Beruf. Darum wollen sie Züge führen. Jobs im Erhaltungs- und Interventions-Bereich sind da nicht unbedingt eine Alternative.

Und wie sehen diese Lösungen der SBB-Honoratioren wohl für Familienväter mit Eigenheim in Uri aus? An der Arbeitszeit angerechnete Dienstfahrten Erstfeld - Basel?

Da war doch ein böses geflügeltes Wort im Umlauf: "Die SBB zentrieren ihre Cargo-Lokführer, damit SBB-Personenverkehr auch an Randstunden Leute zum Transportieren hat!".