Medienmitteilung des BAV, der SBB und des Kantons Uri
zum Kantonalbahnhof URI

In einer Medienmitteilung vom 21. Dezmber 2012 informieren das Bundesamt für Verkehr (BAV), die Schweizerische Bundesbahnen AG (SBB) und der Kanton Uri:

Bahnhof Altdorf wird zum Kantonsbahnhof
Anlässlich der Sitzung der Behördendelegation vom Donnerstag, 20. Dezember 2012, in Flüelen haben das Bundesamt für Verkehr (BAV), die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) AG und der Kanton Uri eine Vereinbarung unterzeichnet. Diese regelt das Vorgehen im Hinblick auf die Perronverlängerung und IC-Halte im Bahnhof Altdorf.
Das BAV, die SBB und der Kanton Uri sind sich einig: Die Perrons im Bahnhof Altdorf sollen für den Halt von InterRegio- und InterCity-Zügen auf zirka 400 Meter ausgebaut werden.
Anderthalb Jahre nach Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels der NEAT dürften die baulichen Infrastruk-turanpassungen am Bahnhof Altdorf abgeschlossen sein.
Die Parteien haben sich über die Finanzierung der Projektierungs- und Bauarbeiten geeinigt.
Die Perronverlängerung wird durch eine Projektorganisation der SBB geplant. Diese wird im Januar 2013 ihre Arbeit aufnehmen.
Noch vor der Eröffnung des NEAT-Basistunnels am Gotthard im Jahr 2016 soll ein baureifes Projekt vorliegen.
Derzeit sind die baulichen Voraussetzungen für den Halt von hochwertigen Zügen in Altdorf nicht gegeben. Insbesondere die Anpassung der Perronlängen von 220 auf zirka 400 Meter Länge ist zwingend, damit der Bahnhof Altdorf als Kantonalbahnhof dienen kann.
Der Bahnhof Altdorf soll zur Drehscheibe des öffentlichen Verkehrs im Kanton Uri werden.
Dank der effizienten Verkehrserschliessung wird das Gebiet rund um den Bahnhof Altdorf zu einem attraktiven Entwicklungsschwerpunkt im Urner Talboden.

Tunnelzüge sollen in Altdorf halten
Die Vereinbarung hält auch den gemeinsamen Willen aller drei Vertragspartner fest, dass eine
noch zu definierende Anzahl von Zügen, die durch den NEAT-Tunnel verkehren, am Bahnhof
Altdorf halten.
Die SBB erarbeitet machbare Varianten für die Bedienung des Bahnhofs Altdorf mit diesen „Tunnelzügen“.

Kommentar

Nun hat also die Hartnäckigkeit der Urner-Regierung und der Gemeindebehörden des Hauptortes Altdorf zur gewünschten Lösung geführt.
Bei mir bleibt allerdings ein schaler Nachgeschmack, denn viele Fragen, welche sich in diesem Zusammenhang stellen, bleiben unbeantwortet.

Historischer Rückblick für Nicht-Urner
Bei der Planung der Gotthardbahn war vorgesehen, den Hauptort über eine Schleife zwischen Flüelen und Erstfeld zu erschliessen.
Im Rahmen der Refinanzierung wurde aus Spargründen die Strecke zwischen Flüelen und Erstfeld begradigt. Dadurch kam der Bahnhof von Altdorf rund einen Kilometer vom Zentrum entfernt aufs freie Feld zu liegen.
Durch die Verbindung zwischen Schiff und Bahn hielten bereits die Schnellzüge der Gotthardbahn in Flüelen und nicht in Altdorf.
Dadurch wurde der Bahnhof Flüelen für den ÖV wichtiger, als der Bahnhof Altdorf.
Mit dem Bau der Strassenbahn Altdorf - Flüelen verstärkte sich dieser Effekt.
Bis heute ist Flüelen für die Bewohner des Talbodens der Übergangspunkt von der Auto-AG Uri auf die Schnellzüge der SBB. (Was gewisse Kreise in Altdorf bis heute nicht verwunden haben!)
Im Bahnhof Altdorf halten auch heute noch, nur die Regionalzüge. Die ÖV-Anbindung erfolgt nur über Randlinien der Auto-AG Uri.

Offene Fragen

Es spricht nichts dagegen, die Verkehrsflüsse des ÖV rund um Altdorf zu hinterfragen und allenfalls neu zu planen.
Es sei auch den Altdorfer-Behörden der Versuch zugestanden, mit ihrem Bahnhof nach über 130 Jahren endlich die "hauptörtliche" Wichtigkeit zu erlangen.
Was mir hier allerdings fehlt ist eine umfassende Darlegung der Verkehrsflüsse in der Zukunft.

Als Beispiel sei hier die Frage der Zukunft des Bahnhofs Flüelen angeführt. Seine Funktion als ÖV-Drehscheibe ist zur Zeit völlig offen.
Wie sollen zukünftig die Touristen vom Schiff auf die Bahn gelangen? Erst recht auf die Züge der NEAT, welche nur in Altdorf halten werden.
Via Busfahrt nach Altdorf? Via Regionalzug, mit zweimaligem Umsteigen?

Mir fehlt da die visionäre Darlegung der zukünftigen Flüsse der Touristenströme und konstruktive Lösungen hierfür.

Irgendwelche scheinbar erstrebenswerte Etappenziele zu erreichen ist das Eine.
Das Ganze im Auge zu haben aber das Andere.

Für mich als Ur-Altdorfer hat der Kantonalbahnhof absolut keine Priorität.
Wichtiger wäre für mich eine vernünftige Anbindung und Leitung der Touristenströme mit dem ÖV.
Was nützen neue Tourismusgesetze und Organisationen im Kanton, wenn man gleichzeitig den Tourismus mit solchen Projekten torpediert?