SBB-Cargo baut 220 Stellen ab,
Schonfrist vorerst für Erstfeld und Bellinzona

SBB Cargo streicht erneut 220 von 900 Stellen beim Rollmaterialunterhalt. Der Abbau verteilt sich auf die ganze Schweiz, trifft aber mehrheitlich das Industriewerk in Biel.

SBB-Cargo-Chef Daniel Nordmann begründete den Stellenabbau mit dem Nachfragerückgang bei den Unterhaltsleistungen und dem steigenden Konkurrenzdruck beim Grossunterhalt von Güterwagen.
Wegen europaweiten Überkapazitäten sei dieses Geschäftsfeld einem hohen Preisdruck ausgesetzt. Die Kosten für den Unterhalt des Rollmaterials liegen laut Nordmann in der Schweiz um 15 bis 20 Prozent über dem Niveau des Marktes. Diese Preise hätten direkten Einfluss auf die Offertpreise von SBB-Cargo.
Nordmann begründete die Massnahme auch mit den Rahmenbedingungen, die durch den Gesamtarbeitsvertrag gegeben sind. Der Gültige orientiere sich am Bahnbereich und nicht an der Industrie, was die aktuelle Situation verschärfe. Mit dem Stellenabbau will SBB-Cargo jährlich 25 Millionen Franken einsparen.

Betroffen sei vor allem das Industriewerk in Biel. 100 der 200 Arbeitsplätze sollten aber gesichert sein. Das Werk solle mit einem Partner weitergeführt werden, der eine bessere Perspektive biete, als wenn SBB Cargo das Werk alleine weiterführe. Bereits habe es erste Gespräche mit Unternehmen aus der Schweiz und dem europäischen Ausland gegeben, erklärte Nordmann.

Durch die Reorganisation beim Rollmaterialunterhalt wird das zweite Industriewerk in Bellinzona gestärkt. Hier wird der Grossunterhalt von Streckenlokomotiven und von Güterwagen konzentriert.
Die über 350 Arbeitsplätze bleiben dort somit vorerst erhalten.
Wie Nordmann erklärte, könnte nach einer Produktivitätssteigerung mittelfristig allerdings auch in Bellinzona die Zahl der Arbeitsplätze reduziert werden.
Serviceleistungen im laufenden Betrieb werden wie bisher in den Rangierbahnhöfen Muttenz, Limmattal, Chiasso und Lausanne durchgeführt.
Trennen will sich SBB Cargo von den Serviceanlagen in Biel, Bellinzona, Brig und Basel. Diese werden SBB-Personenverkehr zur vollen oder teilweisen Nutzung offeriert.
Endgültig geschlossen wird die Serviceanlage in Lugano-Verdaggio.
Diejenige in Erstfeld wird bis zur Eröffnung des Gotthard-Basistunnels weiterbetrieben.

Kommentar:
Die Begründung bezüglich des Kostendrucks ist nachzuvollziehen.
Im Raum bleibt allerdings die Frage, weshalb SBB-Cargo innert weniger Jahre über 20 Millionen Franken ins Industriewerk Biel investiert hat, nur um dieses nun quasi aufzugeben.