Erneuter Felssturz bei Gurtnellen
Gotthardstrecke unterbrochen

Zum Nachtrag

Heute morgen, 5. Juni 2012, wurde um 8.45 Uhr die Gotthardstrecke beim Aecheribach, nördlich von Gurtnellen, erneut durch einen Felssturz unterbrochen.
Die Abbruchstelle befindet sich an der selben Stelle, an welcher die Gotthardstrecke bereits im März unterbrochen worden war.
Die Menge des abgestürzten Materials betrug erneute etwa 3000 m³

Themenbild So zeigte sich die Situation Ende März, nach der Spreungung.
Die gelb schraffierte Partie stürzte heute Morgen zu Tal.
Themenbild Die Absturzstelle heute Mittag.
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Diesmal wurde auch die Infrastruktur in Mitleidenschaft gezogen, denn die vorhandenen Schutzbauten wurden mitgerissen und zerstört.
Oberleitungs-Masten wurden umgeknickt, der Fahrdraht wurde zerrissen und die Trasse unter Felsblöcken begraben.
Einige Felsblöcke sprangen über die Trasse hinaus in die darunter liegende Wiese und sogar ins Bachbett der Reuss.

Themenbild Zerstörte Infrstruktur

Die SBB hatten grosses Glück, denn nur wenige Minuten vorher hatten bergwärts der Schnellzug 2159 (8.33) und talwärts der ICN 658 (8.40) die Absturzstelle passiert.

Themenbild Auch die Arbeits-Infrastruktur der Baufirma wurde in Mitleidenschaft gezogen.
Einige Arbeitsmaschinen wurden unter dem Schutt begraben.

Leider wurden auch drei Arbeiter der vor Ort mit Felssicherungsarbeiten beschäftigten Firma vom Felssturz betroffen. Zwei von ihnen konnten verletzt ins Spital eingliefert werden.
Ein dritter Mitarbeiter wurde verschüttet und wird zur Zeit mit Hilfe von zwei Katastrophen-Hunden gesucht.
Die Suche ist äusserst gefährlich, da laut den Geologen noch weitere 500 m³ Fels instabil sind und ebenfalls abzustürzen drohen.

Themenbild Der in Gurtnellen gestrandete Güterzug 40390 wartet auf seine Rückkehr nach Süden.
Themenbild Die beiden Katastrophen-Hunde werden mit ihren Führern per Helikopter ins Absturzgebiet gebracht.
Themenbild Der Spürhund im Einsatz.

Die Gotthardstrecke bleibt voraussichtlich für die nächsten zwei Wochen unterbrochen.
Der Personenverkehr wird zwischen Flüelen und Göschenen mittels Bussen aufrecht erhalten.

Ergänzung
Themenbild Der Abbruch gelangte bis ins Bachbett der Reuss.
Die Abbruchmenge vom 7. März betrug 250 bis 300 m³. Der erneute Abbruch erreichte mindestens die zehnfache Menge.
Themenbild Mit diesem zerstörten Kleinbagger arbeitete einer der Arbeiter.

Drei Arbeiter einer Baufirma waren im Bereiche der Auffangmulde hinter der Trasse am Arbeiten. Da die Messstellen an der ersten Abbruchstelle einen Ausschlag anzeigten, wurden die Arbeiter gewarnt und aufgefordert, sich in Schutz zu bringen.
Zum selben Zeitpunkt begann etwa 60 Meter nördlich der ersten Abbruchstelle eine Felspartie von 60 auf 40 Meter und einer Tiefe von etwa 10 Metern abzurutschen.
Zwei der drei Arbeiter wurden zwar durch abstürzende Steinblöcke verletzt, konnten sich aber in Sicherheit bringen. Der dritte Kollege, ein junger Urner, war verschwunden.
Die Suche der Katastrophen-Hunde war erfolgreich. Sie gaben gegen Abend die vermutliche Position des Getöteten an.
Leider kann der Leichnam zur Zeit nicht geborgen werden, weil einige Felspartien nach wie vor sehr instabil sind. Die Verantwortlichen erwägen deshalb den Einsatz eines ferngesteuerten Baggers.

Themenbild An dieser Stelle wird der getötete Arbeiter vermutet.

Seit gestern Abend wird der Fels durch ein Geo-Radar überwacht. Dieses scannt den Fels auf Veränderungen.
Während den letzten 12 Stunden konnten keine Veränderungen festgestellt werden.

Themenbild Das Geo-Radar-Gerät.

Nach Angaben der Geologen war der erneute Abbruch in keiner Weise vorhersehbar.
Wie auf Grund des Anrisses zu sehen ist, war die Kluft nicht erkennbar. Die Gründe, welche für den erneuten Abbruch ursächlich waren, sind noch unbekannt.

Themenbild Die Abbruchstelle aus dem Helikopter.

In den letzten Tagen wird abgeklärt, ob eine weitere Sicherheitssprengung notwendig wird.
Aus diesem Grund wird oberhalb der Abbruchstelle der noch vorhandene Felsbewuchs entfernt.
Dieser Vorgang wird einige Tage dauern.

Im Moment rechnen die SBB mit einem mindestens einmonatigen Unterbruch der Gotthard-Bergstrecke.