Neues zur Zukunft der Gotthard-Bergstrecke
Unesco-Weltkulturerbe oder Gefahrengut-Korridor?
Unter diesem Titel fand gestern 22. April 2006 in Altdorf eine öffentliche Veranstaltung statt. Diese war von der VCS-Sektion Uri und dem Verein Alpeninitiatives Uri lanciert worden.
SBB-Generalsekretär Kurt Signer informierte über die Absichten der SBB in Bezug auf die Bergstrecke.
Der Generalsekretär der Österreichischen Allianz für Natur, Christian Schuhböck, zeigte auf was notwenig war, um 1998 für die Semmeringbahn die Deklaration UNESCO-Weltkulturerbe zu erhalten.
Der Urner Regierungsrat Isidor Baumann kommentierte und ergänzte in seiner Stellungnahme die beiden Aspekte aus urnerischer Sicht.
Die Erkenntnisse aus dieser Veranstaltung
Laut Generalsekretär Kurt Signer sind sich die SBB der Verantwortung für das historische Erbe der Bergstrecke bewusst.
Die SBB gehen davon aus, dass die Strecke als Verkehrsträger erhalten bleibt:
"Es gibt bei den SBB kein Szenario für eine Aufhebung der Bergstrecke!
Es ist auch davon auszugehen, dass der Bund, nach Inbetriebnahme der NEAT, die Infrastrukturleistung für die Bergstrecke weiterhin bei den SBB bestellt.
Ebenso ist davon auszugehen, dass ab diesem Zeitpunkt weiterhin die SBB die Betreiberin der Bergstrecke sein wird."
Die vorhandenen Szenarien gehen davon aus, dass kein Transitverkehr mehr die Bergstrecke benützt. Es ist deshalb noch mit einem Verkehrsaufkommen von 40 - 50 Züge pro Tag zu rechnen. Dabei handelt es sich um die Schnellzüge im Stundentakt, ergänzt durch Tourismusverkehr (Alpen-Express, SBB-Historic). Der Rest ist (lokaler) Güterverkehr.
Die früher vorgesehenen Umleitungen des Transitverkehrs über den Berg bei Unterhaltssperrungen des Basistunnels fallen im neuen Betriebskonzept weg.
Die Unterhalts-Finanzierung der Bergstrecke ist nicht Sache der SBB sondern der Politik. Um die notwendige Summe von 40 - 50 Mio. Franken zu reduzieren, ist ein Rückbau auf ein Geleise wahrscheinlich. Die Infrastruktur bleibt aber zweigleisig bestehen. So wäre bei späterem zusätzlichem kapazitätsbedarf ein Wiederausbau auf zwei Geleise jederzeit möglich.
Die Ergänzungen durch Regierungsrat Isidor Baumann zeigten auf, dass ein Erhalt der Bergstrecke nur dann Sinn bekommt, wenn sie in ein (über-) regionales Gesamtkonzept eingebettet wird.
Aus diesem Grunde wurde am Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus an der Uni Bern eine Studie in Auftrag gegeben mit dem Ziel, eine Bestandesaufnahme und eine Potential-Analyse zu erstellen. Diese soll auch entsprechende Nutzungsideen generieren.
Bis Ende 2005 soll diese Studie vorliegen.
Bezüglich der Finanzierung wies Regierungsrat Baumann darauf hin, dass in den genannten 40 - 50 Mio. Franken nicht nur der Streckenunterhalt eingerechnet sei, sondern auch die Pflege der ganzen Schutz- und Wehrbauten (Schutz-Waldungen, Stützmauern, Lawinenverbauungen, etc.) entlang der Bergstrecke.
Hier gelte es noch, die entsprechende Kostenwahrheit herzustellen.
Bezüglich der Selbstfinanzierung über die Trasse-Preise nannte er als realistische Erträge für die Strecke Erstfeld - Biasca:
Touristik-Zug SFr. 300.-, Euro-City/Schnellzug SFr. 550.-,Güterzug SFr. 1400.-
Eine Wiederaufnahme der vom SBB-Vertreter als prüfenswert bezeichneten Regionalzüge, hält RR Baumann auf der Nordseite für unrealistisch.