Immer wieder gab es Gemunkel und Gerüchte über einen militärischen "Bahnhof" im Gotthard-Bahntunnel, mit Verladerampen und einer entsprechenden Verbindung zwischen dem Tunnel und den Befestigungsanlagen des Reduits auf der Süd- und der Nordseite des Gotthards.
Nachdem diese militärischen Objekte auf der Südseite deklassiert wurden und nicht mehr der Geheimhaltung unterliegen, kann nun die "Wahrheit" hier publiziert werden.
Die Vorgeschichte
Am Wienerkongress 1815 verpflichtete sich die Schweiz zur bewaffneten Neutralität.
Die verantwortlichen Militärs entwarfen anschliessend unter Leitung von General Dufour etliche Landesverteidigungspläne, die auf Befestigungen abgestützt waren.
Einige Festungswerke wurden verwirklicht, in Richtung Süden um 1850 bei Bellinzona.
Im Eröffnungsjahr der Gotthardbahn 1882 kam es europapolitisch zur Gründung eines gegen Frankreich gerichteten Militärbündnisses zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien.
Drei Jahre später wurde von den Schweizer Militärs der strategische Entscheid zur Befestigung der Südfront am Gotthard gefällt.
Vorgesehen war je ein Fort bei Airolo und Andermatt, je ein Blockhaus auf der Furka, dem Gotthard und der Oberalp sowie je ein Wachthaus beim Südportal des Eisenbahntunnels und auf dem San Giacomopass.
Bereits ab Baubeginn wurden die Pläne geändert und zusätzliche Anlagen geplant und auch errichtet, andere wurden erst später realisiert.
Das Fort Airolo
Im Jahr 1887 wurde mit dem Bau des Forts Airolo begonnen.
Ansichtskizze aus den Bauunterlagen von 1886
(Bild: Vereinigung Freunde des Forte Airolo)
Es galt bei seiner Vollendung 1889 als eines der modernsten Forts Europas. Ihm fiel die Aufgabe zu, im Kessel von Airolo die Gotthardbahn, die Gotthardstrasse und die Strasse ins Val Bedretto zu schützen.
Das Fort ist ins Gelände eingebaut und wird von einem Graben umgeben.
Um zum Fort einen strategischen Zugang zu haben, wurde dieses mit einem 1047 m langen Stollen mit dem Gotthard-Bahntunnel verbunden. Die Idee war, das südliche Tunnelportal zu sperren oder gar zu verschliessen, und das Fort von Norden her über den Bahntunnel zu versorgen.
Übersichtskarte
Der Zugang zu diesem Stollen von 1889 beginnt im Graben in der Nähe des Forteinganges.
1909 wurde der Zugang über eine Treppe mit dem internen Stollensystem verbunden.
Der Stollen ist auf der ganzen Strecke ausgemauert.
![]() Der Stollenzugang von 1889. |
![]() Der Stollen zum Tunnel ist ausgemauert. |
![]() Zweite kleine Kammer |
![]() Druckluftkammer, rechts die Fortsetzung zum Tunnel . |
![]() Das schwere Tor bildet den Abschluss zum Eisenbahntunnel. |
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Blick in den heute ausgebauten ehemaligen Richtstollen.
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Im Tunnel endet der Stollen hinter dem ehemaligen Richtstollen aus der Bauzeit.
Den Abschluss zum Bahntunnel bildet ein grosses schweres Eisentor. Dieses führt ebenerdig direkt in den Tunnel hinein.
Der ehemalige Richtstollen wurde auf Tunnelgrösse ausgeweitet und als Zugang benutzt.
Zwischen dem Zugangsstollen zum Fort und dem ehemaligen Richtstollen wurde ein Verbindungsstollen ausgebrochen.
Plan der Verteidigungsanlage beim Tunnelportal Airolo (Plan Vereinigung Freunde des Fort Airolo)
Die Befestigungsanlage (Wachhaus) mit dem Tunnelportal in Airolo (Bild: Vereinigung Freunde des Forte Airolo)
Auch in Göschenen wurde eine entsprechende Sprengkammer eingerichtet.
Dabei wurde das heute existierende Tunnelportal gebaut. (rechtes Portal)
Schematischer Plan der Befestigungsanlage auf der Ostseite des Gotthardtunnels
(Plan: Vereinigung Freunde des Forte Airolo)
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So sah die Anlage früher aus, Sicht talwärts.
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![]() Heute sieht das Blockhaus so aus. |
![]() Abgang vom Blockhaus zum Tunnelportal |
![]() Im Wachhaus: Blick hinauf in den östlichen Zugang zur Sprengkammer über dem Tunnel (links) |
Für Interessierte: